Professionelle Zahnreinigung
In so gut wie jeder allgemeinzahnärztlich tätigen Praxis stellt die Professionelle Zahnreinigung (abgekürzt PZR) einen festen Bestandteil des Prophylaxeprogramms dar.
Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff der PZR?
Die Professionelle Zahnreinigung umfasst mehr als ihr Name zunächst vermuten lässt. Denn eine PZR bedeutet nicht nur die mechanische Reinigung der Zähne durch zahnmedizinisches Personal, sondern stellt auch in weiterer Hinsicht einen wichtigen Baustein zur Optimierung der Mundhygiene dar. Der Patient bekommt im wahrsten Sinne des Wortes den ‘Spiegel vorgehalten’, um zu erkennen, in welchen Bereichen seiner Zahnpflege Defizite vorliegen und wo er zusätzliche Zeit investieren und mehr Aufwand betreiben sollte. Die Bereiche, die im Rahmen der patienteneigenen, häuslichen Zahnpflege nicht ausreichend gereinigt werden können, erfahren besondere Aufmerksamkeit. Sie werden gründlich von harten (Zahnstein) und weichen (Plaque) Belägen gereinigt sowie von hartnäckigen Verfärbungen befreit.
Zuhause putze ich regelmäßig die Zähne und benutze Zahnseide – reicht das nicht?
Selbst bei optimalen motorischen Fähigkeiten und konsequentem, 2x täglichem Zähneputzen sowie der Verwendung von Hilfsmitteln zur Reinigung der Zahnzwischenräume bleiben einige Stellen unbearbeitet. Hat sich Zahnstein gebildet und sind Verfärbungen entstanden, sind diese nicht komplett eigenständig zu entfernen – dafür wird professionelle Unterstützung benötigt.
Was für Vorteile bringt die PZR denn nun? 8 gute Gründe:
- Mit der eigenen Zahnbürste schwierig oder gar nicht zu erreichende Stellen sind durch professionell ausgebildetes Personal unter guter Sicht intensiver und gründlicher zu reinigen. Durch saubere und glatte Zahnflächen wird der Entstehung von Biofilmen und damit Karies vorgebeugt.
- Verfärbungen durch Nikotin, Kaffee, Tee, Rotwein oder andere färbende Lebensmittel sind oft nicht selbst zu entfernen. Eine professionelle Reinigung lässt durch die Entfernung dieser Verfärbungen die Zähne weißer wirken.
- Zahnstein ist äußerst hartnäckig und kann ohne Zuhilfenahme von professionellen Instrumenten wie Scalern oder Küretten praktisch nicht entfernt werden. Die Eigenanwendung birgt ein hohes Verletzungspotential und ist durch den kostspieligen apparativen Aufwand zuhause zusätzlich kaum möglich.
- Die abschließende Politur und Versiegelung der Zähne mit Fluorid-Gel stärkt den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen äußere Reize.
- Die PZR kann helfen, einer Parodontitis vorzubeugen: Es gibt Hinweise, dass sich Parodontitis und Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, entzündliche Darmerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wechselseitig begünstigen. Die Professionelle Zahnreinigung ist also ein Plus für die gesamte körperliche Gesundheit.
- Durch das Anfärben der Flächen ist es dem Patienten optisch vereinfacht seine Putzdefizitezu erkennen und in Zukunft mit besonderer Sorgfalt darauf einzugehen.
- Der Patient bekommt individuelle Tipps, wie er seine Mundhygiene zuhause weiter verbessern und seine Zähne optimal pflegen kann.
- Viele Gesetzliche Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten der PZR oder übernehmen sie – je nach Höhe – sogar vollständig.
Wer sollte eine PZR machen lassen und wie häufig ist sie sinnvoll?
Wer eine Professionelle Zahnreinigung machen lassen sollte und in welchem Intervall diese idealerweise stattfinden sollte, ist von individuellen Faktoren abhängig und somit von Patient zu Patient unterschiedlich. Je nachdem, wie intensiv die eigene Mundhygiene und auch die Fähigkeit zu dieser ausgeprägt ist, variiert die Frequenz mit der eine Reinigung erfolgen sollte. Übliche Intervalle sind 1 – 2x pro Jahr.
Die Entscheidung, wie häufig eine PZR sinnvoll ist, obliegt dem Zahnarzt und wird nach Aufnahme des Befundes und Einschätzung der Pflegesituation getroffen. Viele Zahnärzte behalten sich vor, bei Erstvorstellung eine Zahnreinigung vornehmen zu lassen bevor weitere Maßnahmen durchgeführt werden. Auch während einer kieferorthopädischen Behandlung, beispielsweise mit einer festsitzenden Zahnspange, sollte idealerweise regelmäßig eine PZR erfolgen, da die Apparatur das Putzen erschwert und eine umso intensivere Mundhygiene erforderlich macht. Vor der Einleitung einer Parodontitistherapie ist die PZR ebenfalls eine standardmäßig durchgeführte Maßnahme.
Gut zu wissen: Kinder brauchen in der Regel keine Professionelle Zahnreinigung. Zwischen dem 6. und 17. Lebensjahr wird von den Gesetzlichen Krankenkassen die sogenannte Individualprophylaxe bezahlt. Damit sind Kinder im Normalfall gut versorgt. In Ausnahmefällen kann jedoch eine zusätzliche PZR erforderlich und sinnvoll sein. Gründe dafür sind sehr große Mängel in der Mundhygiene oder eine geplante beziehungsweise bereits laufende kieferorthopädische Therapie.
Wie viel kostet eine Professionelle Zahnreinigung und gibt es die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung zu bekommen?
Die Preise für eine Professionelle Zahnreinigung unterscheiden sich teilweise erheblich. Dabei reichen die Kosten für eine PZR von 45 bis 150 Euro.
Der Nutzen der PZR wird von vielen Gesetzlichen Krankenkasse anerkannt und der Patient durch Bezuschussung mit einem Festbetrag unterstützt oder sogar die kompletten Kosten übernommen. Am Besten informiert man sich vorher bei der eigenen Krankenkasse, um abzuklären, welche Kosten erstattet werden.
Wie können so große preisliche Unterschiede zustande kommen?
Die Gründe dafür liegen in der Dauer der Behandlung, den verwendeten Instrumenten, aber auch ganz einfach in der Anzahl der gereinigten Zähne. Einen zusätzlich wichtigen Kostenpunkt stellt die Qualifikation des Behandlers dar. Spezielle geschulte Zahnmedizinische Prophylaxeassistent*innen (abgekürzt ZMP) und Dentalhygieniker*innen (DH) haben eine kostspielige Weiterbildung absolviert und dadurch zusätzliches theoretisches und praktisches Fachwissen im Bereich der Prophylaxe erlangt. Diese Zusatzqualifikation gewährleistet eine höhere Arbeitsqualität und wird dementsprechend höher vergütet.
Wie läuft eine Professionelle Zahnreinigung ab und wie lange dauert sie?
Die PZR gliedert sich verschiedene Abschnitte:
Am Anfang steht in der Regel ein Gespräch über die häusliche Zahnpflege. Der Behandler erkundigt sich zunächst nach der Regelmäßigkeit der Mundhygiene sowie nach zusätzlich genutzten Hilfsmitteln, wie beispielsweise Zahnseide oder Interdentalbürstchen, der Art der Zahnpasta und der verwendeten Zahnbürste. Er gibt unter Umständen Tipps für besser geeignete Produkte und befragt den Patienten nach seiner eigenen Einschätzung, wie gut er mit der Zahnpflege zurecht kommt.
Im nächsten Schritt werden die Zähne mit einem speziellen Farbstoff temporär angefärbt. Durch diesen Vorgang werden Beläge (auch Zahnplaque genannt) angefärbt und für den Patienten sichtbar gemacht. Viele Zahnarztpraxen verwenden einen Farbstoff, der zweifarbig anfärbt. Ältere Beläge erscheinen eher bläulich, neue Plaque nimmt eine rosa Farbe an. Durch diese Plaquerelevatoren ist es für Patient und Behandler möglich zu differenzieren, welche Stellen Beläge aufweisen, die bereits älter als 48 Stunden sind. Zwischenräume, engstehende Zähne oder auch Glattflächen, die nicht ausreichend gereinigt wurden, sind somit gut sichtbar zu erkennen und werden mit dem Patienten besprochen. So können diese Bereiche in Zukunft bei der Zahnpflege besondere Beachtung bekommen. Zusätzlich kann der Plaqueindex (PI) erhoben werden. Dabei wird der Zahn in vier Flächen aufgeteilt und aus der Anzahl der angefärbten Flächen im Verhältnis zu allen Flächen ein Quotient gebildet. Beim nächsten Besuch kann so kontrolliert werden, ob die Stellen mit Belägen reduziert werden konnten und der Quotient kleiner geworden ist.
Im nächsten Schritt wird die eigentliche professionelle Reinigung vorgenommen. Zunächst wird Zahnstein mit Hilfe von Scalern und Küretten entfernt. Scaler gibt es in manueller Ausführung oder als Schall- oder Ultraschallscaler. Maschinell betrieben, handelt es sich um Geräte mit schwingender Spitze, die den Zahnstein schonend von der Zahnoberfläche absprengen, ohne diese zu verletzen. Um einer zu großen Hitzeentwicklung und damit Schädigung des Zahnes vorzubeugen, laufen sie unter Wasserkühlung. Mit Handscalern kann in gezielten Bewegungen der Zahnstein vom Zahn abgeschabt werden, mit Küretten lässt sich Zahnstein in der Zahnfleischtasche zu entfernen. Vor allem an der Innenseite der Unterkieferfrontzähne und an den Außenflächen der oberen ersten großen Seitenzähne bildet sich vermehrt Zahnstein, da an diesen Stellen die Ausführungsgänge der großen Speicheldrüsen sitzen. Im Anschluss werden weiche Beläge mit einem Luft-Pulver-Wasser-Gerät (AirFlow) entfernt, welches mit Glycin oder Natriumbicarbonat befüllt wird. Diese Geräte haben den Vorteil, dass sie sogar die ersten Millimeter in der Zahnfleischtasche mitreinigen, wo eine Zahnbürste sonst nicht hinreicht. Anschließend werden die Zähne mit einem Bürstchen poliert und zum Abschluß ein Fluoridgel oder -lack aufgetragen.
Im Durchschnitt dauern Professionelle Zahnreinigungen um die 60 Minuten. Abhängig davon, in welcher Regelmäßigkeit die Reinigung erfolgt, kann sich die Dauer allerdings auch zwischen 30 und 90 Minuten bewegen.
Nach einer erfolgten Zahnreinigung sollte die nächsten Stunden auf färbende Lebensmittel wie Kaffee, Tee oder Rotwein verzichtet werden, da die Zähne direkt nach der Reinigung für kurze Zeit anfälliger für erneute Verfärbungen sein können. Auch Raucher sollten im Idealfall am gleichen Tag auf ihre Zigaretten verzichten.
Muss ich mit Schmerzen während oder nach der Behandlung rechnen?
Da die PZR keine invasive Maßnahme darstellt, ist eine Lokalanästhesie im Regelfall nicht notwendig und die Reinigung läuft auch ohne Betäubung schmerzfrei ab. Schmerzempfinden ist allerdings subjektiv und je nach Arbeitsweise kann eine Zahnreinigung als unangenehm empfunden werden. Kämpft man bereits mit empfindlichen Stellen wie zum Beispiel freiliegenden Zahnhälsen, ist es sinnvoll, den Zahnarzt dies im Vorfeld wissen zu lassen. Während der Behandlung ist es jederzeit möglich, darauf hinzuweisen, dass bestimmte Arbeitsschritte gerade unangenehm oder schmerzhaft sind. Auf Wunsch des Patienten kann die Reinigung bei starkem Schmerzempfinden auch unter einer Lokalanästhesie durchgeführt werden. Nach der Anwendung eines Airflow-Gerätes ist das Zahnfleisch häufig etwas gereizt und eine gesteigerte Empfindlichkeit direkt nach der Behandlung ist nicht selten. Die Beschwerden sollten allerdings nur von kurzer Dauer sein und innerhalb von zwei bis drei Tagen wieder abklingen.